Schulleben an der VS Burgsinn

Startseite
Infoabend ADHS

„Jetzt konzentrier dich mal!“

Reges Interesse herrschte beim Elternabend am Montag, den 18.06.2012, organisiert von der Grundschule Burgsinn. Rund 70 Eltern und Lehrkräfte informierten sich bei der Ergotherapeutin Ulrike Marten-Öchsner über Anregungen und praktische Hilfen zur Konzentrationsförderung des eigenen Kindes. Die Referentin arbeitet seit 15 Jahren mit Kindern und Jugendlichen in ihrer eigenen Praxis in Karlstadt.

Frau Marten-Öchsner, selbst fünffache Mutter, beschrieb zahlreiche Beobachtungen von Lehrern bezüglich des Konzentrationsverhaltens ihrer Schüler.

Neben der Klärung grundlegender Begrifflichkeiten wurden wesentliche Ursachen erörtert. Die Lebensumwelt habe sich in den letzten zehn Jahren in Bezug auf die letzten 100 Jahre enorm verändert. Die evolutionsbiologischen Veränderungen beim Menschen halten nicht Schritt mit dem schnellen Technologiefortschritt.

Physiologische Belastungen wie falsche Ernährung, zu wenig Bewegung und fehlender Schlaf, sind weitere Ursachen.

Ein entscheidender Faktor für die Konzentrationsschwäche ist die Reizüberflutung durch die neuen Medien. Unser Seh- und Hörsinn ist permanent gefordert, häufig auch überfordert. Während die „Körpersinne“, das Fühlen über die Haut, und das Gleichgewicht einen Mangel erleben. In unserer Sitzgesellschaft ist kaum mehr Platz für Klettern, Toben und Matschen. Dabei ist das so wichtig für die Entwicklung der Kinder. Fußwege, wie Schulwege oder Erledigungen im Ort, werden durch die Hektik des Alltags gerne mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Der tägliche Alltagstrubel lässt keinen Platz mehr zum Trödeln und Träumen, was für die Kinder enorm wichtig wäre.

Dadurch fühlen sie sich in der Schule häufig überfordert. Es entsteht Leistungsdruck durch äußere oder auch innere Faktoren. Angst entsteht, das Denken ist blockiert.

Bezüglich der Förderung und Unterstützung setzt Frau Marten-Öchsner im Elternhaus an. Hier liegt ein großes Potential, den konzentrationsauffälligen Kindern wesentliche Förderansätze zugutekommen zu lassen.

Die Eltern sollten ihren Tagesablauf überdenken. Ein Schulkind benötigt elf Stunden Schlaf. Dies einzuhalten, fällt nicht immer leicht. Aber nur ein ausgeruhtes Kind ist körperlich und geistig fit. Ebenso möchte sie die Eltern sensibilisieren, den Fokus auch auf ein ausgewogenes, gesundes Essen mit geregelten Zeiten zu legen. Schon das Frühstück sollte nährstoffreich sein, wie es in nordeuropäischen Ländern Standard ist. Ganz oben auf der Getränkeliste stehen Wasser, Tee oder dünne Saftschorlen - Getränke mit möglichst wenig Zucker. Die Freizeitaktivität am Nachmittag und am Wochenende soll auf Bewegung ausgelegt sein. Dabei haben die Eltern immer Vorbildfunktion. Dies ist von enormer Bedeutung.

Ein besonderer Diskussionspunkt an diesem Abend war der Umgang mit den neuen Medien in der heutigen Zeit. Das kindliche Nervensystem eines Grundschülers verkraftet täglich 30 Minuten Fernseh- und Computerkonsum. Eine kurze Zeitspanne, die von den Eltern sinnvoll verwaltet werden sollte. Auf keinen Fall darf es einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer geben. Dies sieht die Referentin als äußerst verantwortungslos.

Verschiedene negative Faktoren wirken sich ungünstig auf die Konzentration aus. Schnell kann der Eindruck entstehen, die Schwierigkeiten seien ausschließlich auf ADHS/ ADS zurückzuführen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Begriffen ist aber angezeigt. Wenn Kinder häufig und in unterschiedlichen Lebensumfeldern unkonzentriert sind, ist abzuklären, welche Ursachen sich dahinter verbergen. Die erste Aufmerksamkeit sollte den Rahmenbedingungen des Lernens gelten. Weitergehende diagnostische Abklärungen oder Hilfestellungen geben Beratungslehrer, Schulpsychologen oder Fachärzte.